Kritik zu Die Hollywood-Verschwörung

Trailer englisch © Disney

2006
Original-Titel: 
Hollywoodland
Filmstart in Deutschland: 
15.02.2007
L: 
126 Min
FSK: 
12

Das Rätsel um den Tod des Superman-Darstellers George Reeves

Leserbewertung
3
3 (Stimmen: 1)

Ein vergessener Name aus Hollywood. Wenn überhaupt, dann findet man ihn heute nur noch in den Sittengeschichten von Tinseltown - wegen seines mysteriösen Todes im Jahre 1959: den Superman-Darsteller George Reeves.

Hollywoodland, das Kinodebüt des Regisseurs Allen Coulter, der zuvor für angesehene TV-Serien wie The Sopranos oder Sex and the City verantwortlich war, erzählt Reeves' Geschichte, vom vielversprechenden Auftakt mit Vom Winde verweht über zahlreiche Nebenrollen bis zu seinem Ruhm als maskierter Superheld in einer Fernsehserie mit 104 Folgen. Dass deren Zuschauer wohl überwiegend kleine Jungs waren, machte Reeves zu schaffen. Ruhm hatte er sich anders vorgestellt. Das könnte ein möglicher Grund dafür gewesen sein, dass er sich erschoss.

Ursache könnte aber auch die Verbindung zu Toni Mannix gewesen sein, die einst selbst vor der Kamera gestanden und dann Eddie Mannix geheiratet hatte, einen hochrangigen MGM-Mitarbeiter. Dass Toni eine langjährige Affäre mit Reeves hatte, dem sie unter anderem ein Haus kaufte, war bekannt. Zum Zeitpunkt seines Todes hatte Reeves Toni wegen einer jungen Schauspielerin aus New York verlassen. Sollte es Tonis Eifersucht gewesen sein? Oder aber der Zorn ihres Mannes, der zwar die Affäre toleriert hatte, es aber nicht duldete, dass jemand seiner Frau ein Leid zufügte?

Oder, eine letzte Möglichkeit: war es Reeves' neue Flamme, eine aufstrebende Schauspielerin mit Namen Leonore Lemmon, für die die Bekanntschaft mit dem Superman-Star ebenso als Ticket zum Erfolg konzipiert war wie für diesen die Beziehung zu Toni Mannix? Der Film zeigt alle drei Möglichkeiten und lässt am Ende offen, welche davon der Wahrheit entspricht. Das unterscheidet Die Hollywood-Verschwörung von Brian De Palmas The Black Dahlia, der eine fiktive Auflösung bot für einen anderen spektakulären und realen Hollywood-Todesfall.

Überhaupt ist Hollywoodland von einer merkwürdigen Ambivalenz geprägt: Die Geschichte von Reeves kontrastiert er nämlich mit der von Louis Simo, einem schäbigen Privatdetektiv, der den Fall Reeves im Auftrag von dessen Mutter übernimmt und für den dieser zunehmend mehr zu einer Obsession wird. Das erlaubt es dem Film, die Geschichte zweier Männer zu erzählen, deren Träume an der Wirklichkeit zerbrechen. Und es erlaubt, den Glamour Hollywoods in Kriegszeiten mit einer Nachkriegswirklichkeit zu konfrontieren, in der das alte Studiosystem zu zerfallen begann und mit dem Fernsehen eine riesige Herausforderung auf die Filmindustrie zukam. Die Szenen, in denen wir den ungelenken Dreharbeiten der Superman-Fernsehserie zuschauen, legen davon beredtes Zeugnis ab. Und doch sprechen auch sie von der Macht der Bilder über die kindliche Imagination: was für die eine Generation der Tod von Bambis Mutter war, ist für eine nachwachsende die Zeitungsschlagzeile: "Superman kills himself": das Ende der Unschuld.

Hier verbrennt der Sohn des Privatdetektivs sein Superman-Kostüm - um am Ende statt des imaginären Vaters einen realen zu bekommen, wenn Louis Simo zu Frau und Kind zurückkehrt. So findet sich in all der Düsternis ein Lichtblick, der für Ben Affleck in der Wirklichkeit seine Entsprechung hatte. Affleck wurde für seine Reeves-Darstellung beim Filmfestival Venedig als bester männlicher Darsteller ausgezeichnet: so etwas wie seine Wiederaufnahme in den Club der ernst zu nehmenden Schauspieler, nachdem er zuvor in den Medien nicht als Schauspieler, sondern mehr als Verlobter von Jennifer Lopez präsent war.

Vom echten George Reeves kann man sich übrigens sein eigenes Bild machen: Auf der gerade bei Warner Home Video erschienenen Special Edition des Superman-Films von 1978 findet sich unter den Beigaben Superman and the Mole Men (1951), in dem er erstmals in dieser Rolle zu sehen war. 

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