Kritik zu Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss

© Camino

2014
Original-Titel: 
Die Einsamkeit des Killers vor dem Schuss
Filmstart in Deutschland: 
13.11.2014
L: 
80 Min
FSK: 
Ohne Angabe

Ein Auftragskiller wartet im Dienst einer europäischen Terrorabwehreinheit acht Jahre auf seinen Einsatz – und wird darüber fast verrückt

Bewertung: 2
Leserbewertung
2
2 (Stimmen: 1)

Was passiert, wenn deutsche Behörden auf den internationalen Terror reagieren, konnte man bereits ganz gut in A Most Wanted Man von Anton Cor­bjin beobachten: Sie tendieren, gelinde gesagt, zur Überreaktion. Jetzt legt Florian Mischa Böder nach. Er stellt sich vor, es gäbe eine Elitetruppe europäischer Auftragskiller, Schläfer auf Abruf, jederzeit einsatzbereit, wenn irgendwo in einem europäischen Amt, an einem europäischen Schreibtisch jemand beschließt, dass eine Gefahr im Keim erstickt werden muss. So haben die Besten aus Europa die Abschlussprüfung der europäischen Eliteeinheit bestanden, der Deutsche Koralnik ist voller Tatendrang, doch dann... passiert erst mal gar nichts. Acht lange Jahre, in denen er das Mantra »Kontrolle, Konzentration, Präzision« verinnerlicht, seine sozialen Kontakte auf Gespräche mit dem eigenen Anrufbeantworter beschränkt (Schatz, ich gehe noch schnell einkaufen und bin dann gleich zu Hause) und sich ansonsten bis zur Unsichtbarkeit unauffällig verhält. In Ermangelung echter Staatsfeinde setzt er Elitefähigkeiten wie Abhören, Bespitzeln und Ausschalten eben gegen den harmlosen Herrn von gegenüber ein, der ihn lediglich in einer Nachbarschaftsangelegenheit aufsucht.

Im internationalen, vor allem im amerikanischen Kino ist der Auftragskiller eine makellos funktionierende Maschine. Was passiert, wenn er sich wider besseres Wissen Gefühle, Zweifel und Irritationen leistet, haben Filme wie Jean-Pierre Melvilles Der eiskalte Engel noir-melancholisch durchgespielt. Wenn Florian Mischa Böder das jetzt mit einem deutschen Killer versucht, dann ist das demonstrativ kleiner und biederer angelegt. Was im Agenten- und Auftragskillerkino cool sein mag, das ist im deutschen Alltag eher kläglich und albern.

Acht lange Jahre keinen Auftrag zu bekommen, das ist natürlich zum Verrücktwerden, da braucht es nur noch einen kleinen Anstoß, um die angespannten Nerven reißen zu lassen. Und der kommt in Gestalt von Mavie Hörbiger, die Koralniks Wagen auf dem Supermarktparkplatz anfährt. Damit löst sie eine absurde Kette von Verwicklungen aus, die leider eher lachhaft als komisch ist, eher angestrengt als lässig, eher kläglich als cool. Benno Fürmann spielt Koralnik mit schmalem Schnauzer und bravem Haarschnitt, in einer schrägen Mischung aus verhindertem Jason Bourne und Arthur Millers verzweifeltem Handlungsreisenden. Eigentlich müsste er den ganzen Quatsch längst hingeknallt haben, stattdessen klammert er sich verzweifelt an das dürftige Gerüst seiner Existenz. Wie Koralnik trägt auch Mavie Hörbigers Rosa eine Maske, pflegt hinter der offiziellen Erscheinung eine versteckte Existenz als Trickbetrügerin. Natürlich kommt der ersehnte Anruf mit dem Auftrag just, als Koralnik schachmatt gesetzt ist. Es beginnt eine holprige Fahrt durch die europäische Provinz und ein nicht besonders lustiges Buddymovie. So wird der Film auch zum unfreiwilligen Kommentar über den Zustand des deutschen Kinos, das im Schatten des amerikanischen nur selten einen überzeugend eigenen Tonfall findet.

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