Kritik zu Der Richter: Recht oder Ehre

© Warner Bros.

Robert Duvall und Robert Downey jr. als entfremdetes Vater-Sohn-Gespann, dessen Verhältnis bei einem Gerichtsverfahren auf die Probe gestellt wird

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4 (Stimmen: 1)

Dass Der Richter: Recht oder Ehre ein gehöriges Problem hat, zeigt sich gleich in der allerersten Szene. Robert Downey jr. steht da am Pissoir. Feiner Zwirn und ebensolche Schuhe zeichnen ihn unverkennbar als Gewinner aus; dass er Anwalt ist und als solcher ebenso gnadenlos wie herablassend erfahren wie umgehend. Denn da pinkelt er schon dem Konkurrenten, der sich über Manöver im aktuellen Prozess beschwert, buchstäblich ans Bein.

In den Filmen, für die man David Dobkin bislang kannte, wäre ein solcher Auftakt in all seiner Plumpheit vermutlich nicht sonderlich aufgefallen. Die Hochzeits-Crasher oder Wie ausgewechselt waren schließlich deftige Komödien, die sich um Subtilität kaum scherten. Doch Der Richter: Recht oder Ehre, der kürzlich beim Festival in Toronto zur Eröffnung gezeigt wurde, versteht sich als Drama im Spannungsfeld von Justiz und Familie.

Den von Downey jr. gespielten Hank Palmer verschlägt es zur Beerdigung seiner Mutter aus der High Society Chicagos zurück in die Provinzheimat in Indiana. Zu seinen beiden Brüdern hat er schon lange keinen Draht mehr, und zwischen ihm und Vater Joseph (Robert Duvall) – als Richter eine absolute Autoritätsfigur – herrscht seit Jahren Funkstille. Doch nach einem tödlichen Unfall, in den Joseph verwickelt scheint, liegt es plötzlich an Hank, seinen Vater zu verteidigen. Und selbstverständlich fürs Leben zu lernen, denn genau diese Art von Film ist Der Richter: Recht oder Ehre.

Die tonale Schieflage, in die Dobkin seinen Film gleich zu Beginn bringt, bekommt er zu keinem Zeitpunkt der überlangen 140 Minuten wieder in den Griff. Sentimentalität, Ernst und Humor verschmelzen nicht zu einer ausgewogenen Mischung, sondern werden stets nur nach Bedarf in den Raum gestellt und mit dem Holzhammer inszeniert. Mutmaßlich sollte wohl auch die Spannung ihren Platz in dieser Geschichte finden. Doch der eigentliche Krimifall, samt Finale im Gerichtssaal, ist derart schlicht, dass er kaum der Rede wert scheint.

Fast jeder Aspekt des Films fühlt sich dabei manipulativ an, von den Wohlfühlbildern Janusz Kaminskis bis hin zur Soundtrack- und Score-Auswahl, die jedes Gefühl doppelt und dreifach unterstreicht. Das Drehbuch strotzt nur so von Subplots und Nebenfiguren, doch weder Vera Farmiga als Hanks einstige Flamme, Jeremy Strong als Autist in antiquierter Rain Man-Manier, Billy Bob Thornton als durchtriebener Staatsanwalt oder Hanks entzückendes Töchterchen haben in der Handlung Funktionen, die übers Stichwortgeben hinausgehen. Eigentlich ist Der Richter: Recht oder Ehre nämlich ein Zwei-Personen-Vehikel für Downey und Duvall, die Dobkin so wenig im Griff hat, dass sie – in abgeschmackt-erwartbaren Varianten ihrer sonstigen Paraderollen – derart hemmungslos auf die Tube drücken, als würden sie sich bei Dobkins früheren Komödien bewerben.

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