Kritik zu Der kleine Prinz

© Warner Bros. Pictures

Mark Osborne hat eines der beliebtesten Bücher der Weltliteratur als Animationsfilm auf die Leinwand gebracht. Menschen, die den kleinen Prinzen noch nicht kannten, erschließt sich hier der Kosmos eines großen Philosophen

Bewertung: 4
Leserbewertung
3
3 (Stimmen: 2)

»Der kleine Prinz« kann nur als Animationsfilm funktionieren. Heute, beim Filmschauen als nun »großer Mensch«, wie der kleine Prinz die Erwachsenen nennt, geht einem ein Licht auf – ach, das hat der Autor Antoine de Saint-Exupéry gemeint, als er den Prinzen sagen ließ: »Man sieht nur mit dem Herzen gut« oder: »Man kennt nur die Dinge, die man zähmt.« Wir lieben den sanften Philosophen, der von seinem Planeten auf die Erde gefallen ist, seit unserer Kindheit, aber hatten wir dessen Mission als Kinder verstanden? Wir begleiteten ihn staunend von Planet zu Planet und waren dann erschrocken, als er so plötzlich wieder verschwand. Der Film löst dieses Problem am Ende ganz geschickt auf seine Weise, ohne die Botschaft des Textes zu verraten. Eine vorgebliche Realität als Rahmenhandlung, in der der mittlerweile greise Pilot seine Begegnung mit dem Prinzen einem kleinen Mädchen erzählt, ist ganz modern computeranimiert. Die eigentliche Geschichte jedoch ist auf liebevolle Weise anachronistisch als Stop-Motion umgesetzt.

Saint-Exupéry hatte an das Herz seiner Leser appelliert, und das tut der Film gleichermaßen. Die Rahmenhandlung, die Mark Osborne um die Buchstory baut, beschreibt die Freundschaft des Mädchens zum exzentrischen Piloten. Sie, die genauso wenig wie der Pilot oder der Prinz einen Namen benötigt, muss einem strikten Tagesplan folgen, um ihre Karriere schon früh in Angriff zu nehmen. In der Freundschaft zum Piloten lernt sie, ihre eigentlichen Bedürfnisse endlich wieder wahrzunehmen, die durch ständiges Lernen verschüttet sind. Ein seltenes Glück, dass in einem Film so authentisch die Botschaft der Vorlage umgesetzt wird wie hier. Es geht schließlich weniger darum, die Handlung eins zu eins zu transferieren, sondern vielmehr darum, den Sinn und die Emotion des Buches zu vermitteln. Die Puppentricksequenzen hat man lange nicht in solch hinreißender Art gesehen – traumhaft, wie die Reise des Prinzen durch das Weltall. Ein genialer Einfall ist, neben vielen anderen, den Fuchs auch in der Rahmenhandlung als Begleiter des Mädchens lebendig werden zu lassen. Da er eine wichtige Figur im Buch ist, wird er das Mädchen ein Stück ihres Wegs begleiten und die Verbindung zwischen den beiden Ebenen herstellen.

Wirklich ärgerlich ist übrigens, dass das Marketing für den Film mit zwei Schauspielern wirbt, die nur Nebenrollen sprechen. Die Synchronsprecher der Hauptrollen ­Pilot und Mädchen werden ganz einfach ignoriert, nicht einmal im Presseheft finden wir deren Namen. Damit wird die Arbeit dieses wichtigen Filmgewerkes ignoriert, obwohl es schließlich die professionellen Sprecher sind, die den Helden ihren Charakter verleihen und die hier großartige Arbeit leisten. Auch dank der hervorragenden Sprecher versinken wir in diesem Film, der dem Original an Fantasie ebenbürtig ist, wie in einem guten Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen möchte.

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