Kritik zu Das Leben ist zu lang

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Nach »Mein Führer – Die wirklich wahrste Wahrheit über Adolf Hitler« beschäftigt sich Dani Levy in seinem neuen Film mit seiner eigenen Zunft und beleuchtet den frustrierenden Alltag eines Regisseurs

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Wie sauer Bier bietet Filmemacher Alfi Seliger auf einer Filmparty sein neues Drehbuch an. Tatsächlich interessiert sich die schauspielernde Gattin eines bekannten Produzenten für das Werk, in das er fünf Jahre lang sein Herzblut investiert hat. Dennoch kommt die Sache nicht voran, und als sich die schwelenden beruflichen und privaten Probleme des Familienvaters verdichten, sieht er nur im Selbstmord einen Ausweg. Doch das ist noch längst nicht das Ende seiner Lebenskrise, für deren Verlauf er auch den Regisseur seines Daseins dingfest zu machen versucht. Ist das Leben nur ein schlechtes Drehbuch, das dringend eine Überarbeitung braucht?

Dani Levys neue Komödie knüpft an die Tradition selbstbezüglicher Filmemacher-Filme wie »8 ½« oder »The Player« an und nimmt dramaturgisch Anleihen etwa bei der »Truman Show« oder »Stranger Than Fiction«. Die autobiografisch gefärbte Handlung porträtiert den Filmemacher als berufenen Künstler und modernen Sisyphus, der sich unaufhörlich an den Realitäten – Ökonomie, widerborstigen Mitmenschen, dem eigenen Charakter – reibt. Vom Promi-Spotting auf der Party über das namhafte Nebenrollenensemble bis zu einem Cameo von Levy selbst umreißt sie das High und Low deutscher Filmund Fernsehschauspieler. Gottfried John zum Beispiel fungiert als »Georg Maria Stahl«, Veronica Ferres gibt eine offensive russische Über-Frau, Levys eigene Tochter ein furchtbar nerviges Gör und Yvonne Catterfield die engelhafte Jungschauspielerin, die Alfi tröstet. Levys optisches Alter Ego Markus Hering (»Whisky mit Wodka«) vertritt als zerzauster Traumtänzer mit Woody-Allen-hafter Wuseligkeit den Anspruch, Sand statt Öl im Getriebe des Mainstreams sein zu wollen.

Man merkt allen Beteiligten an, dass sie viel Spaß bei der hysterischen Selbstbespiegelung des doch recht überschaubaren deutschen Filmbusiness hatten. Der Zuschauer allerdings bleibt oft ratlos zurück angesichts der vielen abgesoffenen Gags. Dabei lässt Alfis geplanter Film mit dem Titel »Mu-ha-hammed« durchaus gepfefferte Witze erwarten. Zwischen Streiflichtern auf die angeschlagene Gesundheit, auf Banken-, Ehe- und Familienkrise, auf zickige Schauspieler, aalglatte TV-Heinis, die dominante jüdische Mamme – Elke Sommer – und gar eine angedeutete Vater-Enthüllung geht seine Agenda, die Kritik an der Feigheit der Kulturindustrie angesichts des Karikaturenstreits, jedoch geräuschlos im Treibsand der Ideen unter. Übrig bleibt eine Handvoll hübscher Pointen auf der Suche nach einer Geschichte.

Neben dem schleppenden Timing und überdrehten Figuren, die aber nicht wahnsinnig genug sind, um Alfis »jüdische Paranoia« glaubhaft zu bebildern, ist der größte humoristische Fauxpas allerdings das ständige Sprechen Alfis über den Humor. Die verbale Behauptung, dass Komik das Lebenselixier einer freien Gesellschaft ist, ist zwar super gemeint, erweist sich aber als todsicherer Komik-Killer.

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