Kritik zu Cop Out

© Warner Bros.

Mit Vollgas, aber angezogener Handbremse in die Vergangenheit: Kevin Smiths Hommage an die guten alten Copkomödien

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Die Beastie Boys schmettern zum Vorspann »No Sleep Till Brooklyn«, und dazu schwebt die Kamera schon über der nächtlichen Stadt. Brooklyn und Queens sind die Schauplätze von Kevin Smiths neuem Film, und die Musik der 80er Jahre untermalt ihn, Run DMC, The System, Wang Chung und jede Menge einschlägiger Synthesizer-Sounds. Kein Wunder: Harold Faltermeyer hat den Soundtrack besorgt, und der hat schon die Titelmusik zu »Beverly Hills Cop« komponiert. Das hat System, denn die 80er waren die große Zeit der Buddy-Cop-Movies: »Cop Out« ist eine Liebeserklärung an jene leichtfüßig-albernen bis actiongeladenen Filme.

Vielleicht liegt es daran, dass Kevin Smith hier zum ersten Mal nicht selbst das Drehbuch verfasst hat. Vielleicht liegt es aber auch an einer Form der kreativen Lähmung, die viele individualistische Filmemacher ereilt, wenn sie mit einem großen Apparat an Geld, Technik und Stars hantieren. Die anarchische Freude früherer Smith-Werke wie »Clerks«, »Dogma« oder auch »Zack and Miri Make a Porno« ist in »Cop Out« auf jeden Fall nur noch ansatzweise zu erkennen.

Die Besetzung folgt einem altbewährten Rezept: Die »Action-Ikone« Bruce Willis gibt den ernsthaften, toughen Cop Jimmy; der Comedian Tracy Morgan seinen stets überdrehten und leicht trotteligen Kompagnon Paul. Nur leider will sich keine Chemie zwischen den beiden entwickeln, und das ist schon in der ersten Szene allzu auffällig, die ihr Heil in einer expliziten Aneinanderreihung von Filmzitaten sucht, was vielleicht Kennerfreude weckt, aber keinen eigenen Schwung entwickelt.

Die beiden Cops jagen nun einer äußerst wertvollen Baseball-Sammelkarte hinterher, die Jimmy gestohlen wurde und ohne die er die Hochzeit seiner Tochter nicht finanzieren kann. Sie geraten an allerlei finstere Gestalten und in eine Menge haariger Situationen, was zwar viel Action, aber wenig Spannung erzeugt. Und Smith ist wohl auch nicht prädestiniert dafür, mitreißende Verfolgungsjagden zu inszenieren. So sind es eher stille Momente, die überzeugen. Etwa die zwischen Kindskopf Paul und seiner schönen Filmfrau Debbie (Rashida Jones), die trotz oder gerade wegen der Befremdlichkeit dieser Paarung glaubwürdig werden.

Wie seit den 80er Jahren nicht mehr gelüftet wirken dagegen ein paar der vermeintlichen Humorhöhepunkte, zum Beispiel Jimmys und Pauls Erörterungen ihrer Defäkationsgewohnheiten. Das Problem dabei ist nicht das fehlende Niveau – wohl aber der fehlende Witz. Sehenswerter sind die Szenen mit Seann William Scott als völlig verrücktem, doch talentiertem Einbrecher. Scott ist die interessanteste Figur des Films, und seine Methode, die Cops durch permanente Doppelung ihrer Dialoge in den Wahnsinn zu treiben, ist das einzige Humorkraftwerk dieses Films – und in ihrer so zweck- wie sinnfreien Perfidie viel mutiger als alle Ausflüge unter die Gürtellinie.

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