Kritik zu Cars 3: Evolution

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Wenn die Welt aus sprechenden Autos bestünde, wäre Amerika noch Amerika, so ungefähr lautet die Botschaft auch des dritten Films des »Cars«-Franchise, in dem Lightning McQueen mit Alters- und Rücktrittsfragen konfrontiert wird

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»Lightning McQueen ist alt geworden« – zu alt, um noch Autorennen zu fahren? Seine Gegner von einst legen ihm das jedenfalls nahe, ein neuer Mitbewerber ­namens Storm präsentiert sich als überheblicher Schnösel, und so langsam beginnt auch McQueen selbst, an seinen Fähigkeiten zu zweifeln. Aber er will es noch einmal wissen und begibt sich mit Unterstützung der Trainerin Cruz erneut auf die Piste.

Zurück zu den Anfängen! Dass es einen Film mit dem Titel »Cars 2« (2011) je gegeben hat, ignoriert diese zweite Fortsetzung des Pixar-Films aus dem Jahr 2006 geflissentlich: Wo »Cars 2« sich als Parodie auf den Agentenfilm versuchte, knüpft der neue Film direkt an das ursprüngliche Erfolgsmodell an und erzählt eine Geschichte über Autorennen, Freundschaft und Siegenwollen. Aber auch über das Corporate America, in dem eine »lebende Legende« wie McQueen nicht mehr Rennen fahren, sondern die Produkte seines Sponsors bewerben soll. Und nicht zuletzt über das Altern: War Lightning McQueen in »Cars« ein junger Heißsporn, der erst von seinem Lehrmeister Doc Hudson erfuhr, worauf es wirklich ankommt, so muss er sich im Alter noch einmal darauf besinnen. Am Ende sucht er sogar Docs Mechaniker in einem kleinen Provinzkaff auf, wo zudem einige ehemalige Champions ihren Lebensabend verbringen. Und die halten noch einiges an guten Ratschlägen parat.

Es ist der Kontrast zwischen dem ländlichen Amerika und seiner Entschleunigung einerseits und den temporeichen Rennsequenzen andererseits, der einen nicht unwesentlichen Teil des Charmes von »Cars 3« ausmacht. Bei dem Tempo der Rennen vergisst der Zuschauer beinahe die Prämisse der »Cars«-Filme: Sie spielen in einer Welt der sprechenden Autos, in der es keine Menschen gibt (auch die Rennzuschauer auf den Tribünen sind Autos) – eine Wirklich­keitskonstruktion, die in Zeiten selbstfahrender Fahrzeuge nicht mehr ganz so verwegen wirkt.

Waren es in »Cars« die Landschaftsbilder und kleinstädtischen Szenerien, in denen sich der Kontrast zu den Rennen ausdrückte, so ist es hier die Erinnerung an die Vergangenheit, aus der zu lernen ist: »Du kannst nicht schneller sein als Jackson Storm, aber klüger«, muss Lightning McQueen begreifen. Und wenn die Aufnahmen früherer ­Rennen nicht als Computerbilder zu sehen sind, sondern auf Zelluloidstreifen, vorgeführt mit alten Filmprojektoren, dann beschwört das auch die Vergangenheit des eigenen Mediums herauf.

Dass die Trainerin Cruz, die zunächst wie eine Variante der aufgedrehten Workout-Aerobic-Vorturnerinnen im Privatfernsehen der 80er Jahre wirkt und Lightning McQueen als ihr »Seniorenprojekt« bezeichnet, sich später als Person herausstellt, die ebenfalls einen Traum hat, kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Figur eine gewisse Vielschichtigkeit vermissen lässt. »Cars 3« zelebriert die Einfachheit; wer Pixar-Filme für so komplexe und ausgefallene Geschichten wie »Ratatouille«, »Wall-E« oder »Alles steht Kopf« liebt, dürfte ein wenig enttäuscht sein.

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