Kritik zu Bauernopfer – Spiel der Könige

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Edward Zwick isnzeniert nach einem Drehbuch von Steven Knight die Biografie des schillernden und paranoiden Schachgenies Bobby Fischer, dem ersten Amerikaner, der die Hegemonie der sowjetischen Schachspieler aufbrechen konnte

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Genie und Wahnsinn liegen eng beisammen bei Künstlern, bei Hochbegabten, beim Schachspiel sowieso. Bobby Fischer machte 1972 Schlagzeilen und war damals auch Menschen ein Begriff, die sich nicht für Schach interessierten, weil er der erste Amerikaner war, der den amtierenden russischen Weltmeister schlug.

Das war damals mehr als eine rein sportliche Sensation, schließlich herrschte noch der Kalte Krieg, und so wurde die Geschichte auch interpretiert als die des »Jungen aus Brooklyn, der es mit dem sowjetischen Weltreich aufnahm«. Ein ermutigender Telefonanruf von Außenminister Kissinger unterstreicht das im Film, später, während des Weltmeisterschaftsturniers in Island, soll Präsident Nixon selber versucht haben, ihn zu erreichen. Zu diesem Zeitpunkt hat der Zuschauer allerdings aus den Nachrichten bereits vom Einbruch in Watergate erfahren. Der Patriotismus, der etwa von Fischers Anwalt und Agent Paul Marshall (Michael Stuhlbarg) hochgehalten wird, von dem wir nie erfahren, ob er im Auftrag der CIA oder einer anderen Regierungsstelle handelt, steht da bereits infrage. Von den Anfängen des jungen Bobby im New York der 50er Jahre steuert der Film auf das entscheidende Duell mit dem Russen Boris Spasski (Liev Schreiber) 1972 in Reykjavík zu. Die Weltmeisterschaft wurde zu einer Nervenschlacht aufgrund der eskalierenden Forderungen Fischers, dessen Paranoia, verfolgt und abgehört zu werden, schon weit ausgebildet war. Fischer, der selbst Jude war, hing antisemitischen Verschwörungstheorien an.

Seinerzeit war Schach durch die Person Fischers zu einem populären Sport geworden; im Film aber sieht man nur Bruchstücke von den Partien und kann eigentlich kein Verhältnis zu dem Spiel entwickeln. So geht es denn eher um Fischer (Tobey ­Maguire) und seine Paranoia und die Zeit des Kalten Krieges, die ihren Anteil daran hatte.

Als Biopic betritt der Film aber kein neues Terrain, das Drehbuch von Steven Knight ist eher solide und insofern eine Enttäuschung, schließlich hat Knight mit seinen früheren Arbeiten für Cronenberg (»Eastern Promises – Tödliche Versprechen«) und Frears (»Dirty Pretty Things – Kleine schmutzige Tricks«), vor allem aber mit dem von ihm auch inszenierten »Locke« bewiesen, dass er aufregendere Drehbücher schreiben kann. So sind es die üblichen Biopic-Standards, die man auch hier findet: das Aufwachsen ohne Vater, die entsprechend problematische Beziehung zur Mutter (Robin Weigert), später die beiden Ersatzväter, der dubiose Anwalt und ein Schach spielender Priester (Peter Sarsgaard). Die einzige Überraschung, die der Film in dieser Hinsicht bietet, ist die Tatsache, dass Fischer während seines ersten großen Matches noch die Muße findet, seine Unschuld zu verlieren. Der eigentliche Akt wird nicht gezeigt, aber man kann sich vorstellen, dass es für ihn etwas war, das er schnell abhaken wollte, bevor er sich ganz aufs Schachspiel konzentrierte.

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