Kritik zu About a Girl

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Mark Monheims Langfilmdebüt handelt von einem derzeit beliebten Thema: Im Zentrum stehen eine verhinderte Selbstmörderin und kratzbürstige Jugendliche

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Selbstmord scheint bei Jugendlichen oft vorzukommen. Doch in dieser Altersklasse wird so selten an tödlichen Gebrechen gestorben, dass Suizid oder Unfall fast die einzigen möglichen Todesursachen darstellen. Die Wahrnehmung, dass sich Teenager ständig umbringen, gründet schlicht in einer statistischen Verzerrung. Dennoch ist das Thema ein Dauerbrenner, denn das extreme Gefühlschaos der Pubertät ist bei wohl jedem abrufbar. Und so braucht Charleen gar kein exakt analysierbares Motiv, um sich aus ihrer Welt ausklinken zu wollen. Die Familie nervt, ihr Vater ist tot, Freundin Isa bekommt Busen und erregt die Aufmerksamkeit von Jungs – einer Spezies, der Charleen, abgesehen von ihrem anstrengenden kleinen Bruder, bisher kaum Beachtung schenkte. Den neuen Herausforderungen begegnet sie mit Bockigkeit, ihre undefinierbare Traurigkeit kanalisiert sie in die Verehrung toter Rockstars. Aus einer Laune heraus beschließt sie, mittels eines Föns im Badewasser ins Nirwana zu sinken, was durch einen Handyanruf verhindert wird – und in einen Sturz mündet, der auch als Haushaltsunfall durchgehen könnte. Die Mutter greift ein und kann verhindern, dass Charleen in die Psychiatrie kommt, doch das Mädchen wird zu einer Psychotherapie verdonnert. Wie aber die widersprüchlichen Emotionen in Worte fassen?

Regisseur Monheim hat für sein Debüt handverlesene Darsteller versammelt, die kauzig genug agieren, um die Geduld nicht über Gebühr zu strapazieren. Er will ohne penetrante Pädagogik das Leben bei der Arbeit zeigen und versucht dabei, Charleens Wahrnehmung zu visualisieren. Mit teeniehafter Dramatik imaginiert sie morbide Todesfälle und kommentiert ihr Leben aus dem Off. Um die Ecke gedachte Dialoge überraschen mit feinem Humor. Nett ausgedacht sind besonders Charleens Sitzungen beim Psychiater, dessen Weisheiten auch die Lebensmaximen ihrer geliebten Großmutter sind. Die Begegnung mit dem introvertierten Klassenstreber Linus bringt das kratzbürstige Girlie schließlich auf andere Gedanken.

Trotz dieser Kniffe aber findet der Film zwischen Drama und Komödie keinen stimmigen Rhythmus. Jasna Fritzi Bauer, die in gefühlt allen Teeniedramen der letzten Jahre die Hauptrolle übernahm, wirkt mit ihren 26 Jahren trotz des Kindergesichts zu wach und reflektiert, um glaubhaft den unbestimmten Weltschmerz einer Halbwüchsigen zu transportieren. Manches, etwa der vor Melancholie triefende Soundtrack, ist zu gewollt – und auch ein wenig gestrig, wie etwa der Titelverweis auf Kurt Cobain. Überhaupt scheinen sowohl Schule wie auch Charleens quirliges Zuhause nostalgisch aus der Zeit gefallen, während andere Entwicklungen recht zeigefingerhaft daherkommen. Angesichts der inhaltlichen Unschärfen stellt sich wie bei vielen Jugendfilmen leider auch hier die Frage, inwieweit sich die Zielgruppe überhaupt angesprochen fühlt.

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