Kritik zu 10 Cloverfield Lane

© Paramount Pictures

Eine Art von Sequel, das aber nichts mit dem Original, dem Überraschungserfolg »Cloverfield« von 2008, zu tun hat

Bewertung: 4
Leserbewertung
4
4 (Stimmen: 1)

Wer hätte damit gerechnet: Acht Jahre nach dem von J.J. Abrams produzierten Mystery/SciFi/Horror-Mashup »Cloverfield« kommt doch noch eine Quasi-Fortsetzung in die Kinos! Eigentlich passend, schließlich war schon damals das Unerwartete und Überraschende entscheidender Bestandteil des Films. Eine Überraschung ist »10 Cloverfield Lane« – vom Produzenten bevorzugt als »Blutsverwandter« des Originals bezeichnet – nicht nur, weil die bloße Existenz des Films erst wenige Wochen vor dem Start bekannt gegeben wurde. Vor allem erstaunt, wie wenig er mit dem Vorgänger zu hat. Visuell und formal ist das ein Segen: Von wackeliger Handkamera und anderen »Found Footage«-Mätzchen ist dieses Mal zum Glück keine Rede mehr. Doch auch inhaltlich gibt es zwischen den beiden Filmen quasi keine Bezüge.

Allzu viel verraten sollte man zum Plot von »10 Cloverfield Lane« an dieser Stelle nicht, das würde den durchaus nicht geringen Spaß verderben. Daher nur das Nötigste: Nach einem emotionalen und übereilten Aufbruch, bei dem der Ehering zurückgelassen, die Whisky-Flasche aber mitgenommen wird, jagt Michelle (Mary Elizabeth Winstead) mit dem Auto durch die amerikanische Provinz und kommt nachts von der Straße ab. Als sie wieder zu sich kommt, hängt sie in einem beinahe leeren Raum am Tropf und ist mit ihrem verletzten Bein an der Wand festgekettet. Als wenig später Howard (John Goodman) vor ihr steht, behauptet er mit der Pistole am Gürtel, nicht ihr Entführer, sondern ihr Retter zu sein. Er habe sie an der Unfallstelle gefunden und mit in seinen unterirdischen Bunker genommen. Denn an der Oberfläche sei es zu einem jener Ereignisse gekommen, mit denen er schon immer gerechnet hatte: einem Atomangriff der Russen, einem Terrorangriff mit Chemiewaffen oder möglicherweise auch einer Invasion der Außerirdischen.

Was sich im Folgenden entspinnt, ist zunächst ein Psychothriller als klaustrophobisches Kammerspiel, der seine Spannung zu weiten Teilen aus einer geschickt montierten Tonspur und vielen Schockmomenten gewinnt. Was geht hier eigentlich vor? Bei dieser Frage kommt nicht nur die Protagonistin immer wieder zu ganz unterschiedlichen, stets bedrohlichen Antworten. Die Rätselhaftigkeit hat erst ein Ende, als »10 Cloverfield Lane« im letzten Drittel eine noch größere (Genre-)Wendung nimmt, mit der man durchaus rechnen kann, die aber trotzdem nicht jedermanns Geschmack sein dürfte.

Bis mindestens dahin ist der Film ohne Frage höchst unterhaltsam und von Regiedebütant Dan Trachtenberg, der sich erste Sporen mit Video-Podcasts verdiente, erfreulich effektiv und versiert inszeniert. Mehr noch als aufs Drehbuch (das unter anderem durch die Hände von Damien Chazelle ging) kann er sich dabei auf seine Hauptdarsteller verlassen: Goodman war selten so furchteinflößend wie hier und Winstead – im Independent-Kino (»Smashed«) genauso zu Hause wie in Genre-Filmen (»Death Proof«) – empfiehlt sich als erfreulich toughe »Leading Lady«, die locker einen ganzen Film schultern kann.

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