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Gerhard Midding

Kreuzungen sind Kinoorte par excellence. Sie lassen gleich vier gegenüberliegende Blickwinkel zu. Krimis und Thrillern bieten sie besondere strategische Möglichkeiten, da der Verkehr sich als Hindernis in den Weg stellt. Beides will »Eine Frau mit berauschenden Eigenschaften« passagenweise sein.

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Der 18. Oktober 1973, an dem »Die Abenteuer des Rabbi Jacob« in Frankreich anlief, sollte zu einem schwarzen Tag für Georges Cravenne, den Presseagenten des Films werden. Seine Frau Danielle entführte frühmorgens eine Maschine der Air France. Sie hatte sich mit einer Pistole Kaliber 22 bewaffnet, um drei Forderungen Nachdruck zu verleihen.

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Er war anspruchsvoll. Den 17 Filmen, in denen Montgomery Clift auftrat, stehen rund 70 Angebote gegenüber, die er ablehnte. Haarsträubend, welche Rollen ihm im Laufe seiner Karriere angeboten wurden.

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Der letzte Film, den ich im "La Clef" im Pariser Quartier Latin sah, war »Die Welt, das Fleisch und der Teufel«. Es liegt einige Jahre zurück. Das Science-Fiction-Drama war gerade frisch als Reprise herausgekommen. In ihm treffen Harry Belafonte, Inger Stevens und Mel Ferrer in einem postapokalyptischen, mithin menschenleeren New York aufeinander. Es macht, in dem Rahmen, der einer MGM-Produktion 1959 offenstand, seinem Titel alle Ehre.

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Heute erschien in der "Berliner Zeitung" ein Interview mit der Doppelspitze der Berlinale, das eine lange und programmatische Überschrift trägt: "Es ist gut, dass wir die Frage nach dem Geschlecht nicht mehr stellen müssen." Im Gespräch wagen Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian einen Ausblick auf das hoffentlich physische Festival im nächsten Februar und verteidigen ihre Entscheidung, fortan einen genderneutralen Darstellerpreis zu vergeben.

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Es passiert einem Filmjournalisten nicht oft, dass sein Gesprächspartner gleich nach dem Interview aufbrechen muss, weil er eine Vorladung zum Gericht hat. Aber so erging es mir, als ich 2002 Bertrand Bonello interviewte. Der Regisseur sollte, wenige Wochen nach dem Frankreichstart von „Der Pornograph“, im Pariser Justizpalast erscheinen.

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Am Samstag hat der amtierende US-Präsident die Nachfolgerin von Ruth Bader Ginsberg am Obersten Gerichtshof nominiert. Es war nicht anders zu erwarten. Die Republikaner wollen den vakanten Posten um jeden Preis noch vor den Wahlen am 3. November in ihrem Sinne besetzt wissen. Damit setzt sich die Partei über den ausdrücklichen Wunsch der Verstorbenen hinweg.

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"Du kleiner Schlingel hast dir aber Zeit gelassen!" sagte Michel Lonsdale, als er vor zehn Jahren den César für die beste männliche Nebenrolle in »Von Menschen und Göttern« entgegennahm. Diese noble Koketterie setzte der Preisverleihung ein Glanzlicht auf. Sie war mehr als nur verzeihlich. Sie sprach dem Publikum im Théatre du Chatelet aus dem Herzen: Warum nur musste es so lange dauern, bis der damals 79jährige Veteran endlich eine Auszeichnung erhielt?

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Diese Bühnenfarce kam 1971 beim Londoner Publikum bestens an. Sie hielt sich 16 Jahre lang auf den Spielplänen gleich dreier Theater. Die Kritiker waren entsetzt. Aber der Titel war unwiderstehlich. Es geht um ein junges Ehepaar, das eigentlich Geschirr in skandinavischem Design bestellen will, statt dessen aber aus Dänemark mit Pornographie in jedweder Form überhäuft wird. Am Broadway war die Komödie ein epochaler Flop.

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Es ist ein schönes Plakat, mit dem Roy Anderssons neuer Film beworben wird. Es schwenkt sich in luftige Höhen empor und verliert dabei nicht die Bodenhaftung. Ein kleines Wunder der Koexistenz. Oben ist ein Paar zu, das sich im Flug in den Armen hält, und unten ein aufgeräumter, stämmiger Mann, der gerade vom Einkaufen kommt. Eine Lauchstange lugt keck und nachhaltig aus seiner Papiertüte heraus.