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Gerhard Midding

Francois Truffaut war überzeugt davon, dass »Citizen Kane« der Film war, "der am meisten junge Leute veranlasst hat, sich dem Beruf des Regisseurs zuzuwenden." Ich mag diese umständliche Formulierung, die dem Faszinosum und dem Phänomen eine gewisse Sachlichkeit verleiht.

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Heute vor 50 Jahre kniete Willy Brandt vor dem Ehrenmal der Toten des Warschauer Ghettos nieder. Ich nahm damals keine Notiz davon. Als Neunjähriger interessierte ich mich noch nicht so sehr für Ostpolitik. Ich brauchte ein paar Jahrzehnte, um zu der Überzeugung zu gelangen, dass dies der wichtigste Augenblick in der bundesdeutschen Nachkriegsgeschichte ist.

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Natürlich ist das ganze Unterfangen fragwürdig. Schon numerisch wirkt es schief: Das 21. Jahrhundert ist gerade mal 20 Jahre alt, da sollen bereits dessen größten 25 SchauspielerInnen gekürt werden? Viel zu voreilig, voller himmelschreiender Auslassungen und mit einem provokanten 4. Platz. Ich muss sagen, ich finde es sehr sympathisch.

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Das war eine erfreuliche Jubiläumsfeier am gestrigen Sonntag: 50 Jahre „Tatort“, da hat sich die ARD mit der Folge von Dominik Graf und Bernd Lange ein echtes Geschenk gemacht. Fast könnte man meinen, die Senderfamilie wächst über sich hinaus.

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In zwei Tagen steht Hertha BSC mal wieder vor einer Herausforderung: Am Samstag trifft der Verein auf Dortmund. Es lief letzthin ja nicht sehr rund für die Berliner, ebenso wie in der letzten Saison. Nicht, dass ich plötzlich angefangen hätte, mich für die Bundesliga zu interessieren. Aber seit Hertha einen neuen Investor hat, verfolge ich die Geschicke des Klubs doch etwas aufmerksamer.

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Das ist wirklich einmal ein schöner Filmabend auf arte: nicht zusammengestellt, sondern komponiert. Er fängt an mit dem Schwarzweiß von Pawel Pawlikowskis »Cold War – der Breitengrad der Liebe« und endet im Monochrom von Maurice Tourneurs Stummfilm »The Broken Butterfly«; beide umrahmen Kornel Mundruczos Flüchtlingsfantasie »Jupiter's Moon« und sie alle handeln vom Verhängnis der Mobilität.

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Als Donald Trump 2016 die Präsidentschaftswahl gewann, war es 75 Jahre her, dass „Citizen Kane“ herauskam. Zwischen beiden Ereignissen bestand kein kausaler Zusammenhang, aber eine enge Verbindung. Es handelt sich erklärtermaßen um den Lieblingsfilm des 45. Präsidenten, was man seinerzeit noch weniger als Warnung, denn als Missverständnis begreifen durfte.

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Einmal, und das ist die einzige Anekdote, die Jack Nicholson über die Dreharbeiten erzählt, hatte das Team Michelangelo Antonioni nach dem Mittagessen in Almeria vergessen. "Nun muss ich so tun, als sei ich wütend", vertraute der wiedergefundene Regisseur danach seinem Hauptdarsteller an. Sein schelmisches Lächeln hätte man natürlich gern gesehen. Aber es genügt vollauf, davon zu hören.

Gerhard Midding

Man muss kein Monarchist sein, um mitzufiebern, ob Colin Firth in »The King's Speech« die entscheidenden Sätze vollendet, ohne zu stottern. Es hilft natürlich, wenn man zur Sentimentalität neigt. Der Film gibt sich ungeniert als das, was man im anglo-amerikanischen Sprachgebrauch "inspirational" nennt. Dass diese inspirierende Wirkung weit komplexer als der Film selbst ist, wurde mir klar, als ich las, welche Bedeutung er für Joe Biden besitzt.

Gerhard Midding

Wären die gestern von der Bundeskanzlerin und den 16 MinisterpräsidentInnen getroffen Entscheidungen anders und nicht gegen den Kulturbetrieb ausgefallen, hätte ich Sie heute auf eine fabelhafte Filmreihe hingewiesen. Ich hätte freudig angekündigt, dass der November im Filmhaus Nürnberg wieder italienisch wird. Ersteres tue ich nach wie vor, denn bis Sonntag haben die Kinos Gnadenfrist. Aber wer weiß, wie viele Wochen dieser kinolose November dauern wird?