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Gerhard Midding

Seine Stimme habe ich zuerst gar nicht erkannt. Sie ist inzwischen etwas brüchiger geworden und klingt heiser. Aber das "quoi", das "Was", das André Téchiné gern ans Ende seiner Sätze stellt, halb als Fragezeichen, halb als Komma, war mir augenblicklich wieder vertraut.

Gerhard Midding

Die Friseursalons haben es vor einigen Monaten vorgemacht. Morgen, am letzten Februartag, werden bundesweit 300 Kinos um 19 Uhr wieder hell er- bzw. beleuchtet sein. Sie wollen ein Zeichen setzen am Vorabend der virtuellen Berlinale, ein Lebenszeichen.

Gerhard Midding

Ein Mehrwert von Filmen, den ich relativ früh in meinem cinéphilen Leben schätzen lernte, besteht in ihrem Anspielungsreichtum. Sie führen anderswo hin. Sie ermutigen zur Nachforschung, legen Spuren aus zu den anderen Künsten oder historischen Situationen.

Gerhard Midding

Am heutigen Montag feiert eine meiner Lieblingsschauspielerinnen ihren 90. Geburtstag: Claire Bloom. Vielleicht müssen Sie einen Moment überlegen, wer sie ist? Das wäre nicht ehrenrührig. Zwar trat sie in oft im Kino und Fernsehen auf, aber wirkliche Verwendung fanden die beiden Medien nur sporadisch für sie. Ich bin verblüfft, dass dabei dann doch rund 120 Titel herauskamen.

Gerhard Midding

Das tollkühnste Lob, das ich je über eine Schauspielerin las, lautet: "She can do everything but split the atom." Ich entdeckte es vor gut zehn Jahren in einem Festivalbericht aus Telluride und habe es seither nicht vergessen. Wie auch? Auf so etwas muss man erst einmal kommen. Im Deutschen bekommt man das jedenfalls nicht so knackig hin.

Gerhard Midding

Ich vermisse sie nicht. Beim letzten Mal lag sie falsch; auch, was ihren Zeitpunkt anging. Das Versprechen, sich zu erneuern, löste sie nicht recht ein. In diesem Jahr tüftelt sie herum, aktuell an einer Art von Verschwinden. Warum sollte sie weniger ratlos sein als alle anderen? Heute hätte sie beginnen sollen. Ich hatte es schon vergessen. Wir sind es momentan gewohnt, in Geisterstädten zu leben. Unsere Phantasie ist beschäftigt mit dem Danach. Im nächsten Jahr wird die Berlinale richtig gut.

Gerhard Midding

Ein Maigret, der weint? Wann hätte es das danach je gegeben? Davor schon gar nicht, denn „Um eines Mannes Kopf“ von 1933 ist erst die dritte Georges-Simenon-Verfilmung. Ich kannte Julien Duviviers Film bisher nur auszugsweise. Noch eine Lücke, die geschlossen ist. Und wieder viel mehr als das.

Gerhard Midding

Gestern ferngesehen und gefreut. „Girl“ von Lukas Dhont war eine Lücke, die ich schon lange hätte schließen sollen. Und natürlich mehr als das. Vor allem die Entdeckung eines bestimmten Tons, in dem sich heute Geschichten wie die des Transmädchens Lara erzählen lassen.

Gerhard Midding

Die Leitung der Berlinale stellte in dieser Woche noch einmal den Zeitplan der diesjährigen Ausgabe vor. Man darf sich ihren Ablauf wie die Zündung einer mehrstufigen Rakete vorstellen, nur ohne Spannung. Zuerst wird der European Film Market veranstaltet, dann laufen Teile des Programms digital, bis im Sommer hoffentlich das Publikum sein Festival erleben darf.

Gerhard Midding

Ganz mag man die Hoffnung noch nicht aufgeben, dass die Pandemie die Verhältnisse auch einmal in einem positiven Sinne zurechtrückt. So ließ Anfang des Monats die Nachricht aufhorchen, der Anteil an Hollywoodfilmen, bei denen Frauen Regie führten, sei 2020 auf ein Rekordhoch gestiegen.