Schlöndorff nun wieder

»Rückkehr nach Montauk« (2017). © Franziska Strauss

»Rückkehr nach Montauk« heißt der neue Film,  mit dem sich Volker Schlöndorff nun wieder in den Wettbewerb der Berlinale traut. Tatsächlich aber ist er seit »Die Stille nach dem Schuß« ja von der Kritik recht gut behandelt worden. Ich kann mir gut vorstellen, dass dieser mehrfach gewendete biografische Film sehr kontrovers aufgenommen wird. Viele der Einwände kann ich verstehen, der altlinke Volker Schlöndorff verhält sich hier in vielerlei Hinsicht doch recht unaufgeregt spießig. Doch darum geht es mir gar nicht. Ich finde in diesem Film anders als in den Vorgängern eine ganz spezifische Emotionalität. Das verdankt er auch dem irischen Schriftsteller Colt Toibin, der ganz hervorragend mit Emotionen umgehen kann und diese an einen Ort bindet, in diesem Falle die Ostspitze von Long Island. Schlöndorff hat hier zum ersten mal einen ganz persönlichen Film gedreht.

Der Schriftsteller Max Zorn, eine Mischung aus alter Ego und dem Freund und Schriftsteller Max Frisch, stellt sein neues Buch vor, das davon handelt, dass es ein Fehler war, eine Frau vor Jahren verlassen zu haben. Die Vergangenheit ist auch hier nicht tot, sie ist, wie das William Faulkner einmal sagte, nicht einmal vergangen. Schlöndorff verpackt seine eigene Geschichte in Motive aus den Erzählungen von Max Frisch und nimmt sich die Methode von Montauk, rücksichtslos zu schildern, was wirklich passierte, zur ästhetischen Leitlinie. Schon damals, als Frisch seinen Text veröffentlichte, wehrten sich seine ehemaligen Frau und einige seiner Geliebten vehement gegen die Identifikation. Dichtung und Wahrheit - auch das ist hier das Thema. Schöndorfs Film ist deshalb so gelungen, weil er Emotionen in ihrer verzweifelten Unkontrollierbarkeit darstellt. In allem Glücksstreben des Menschen bleibt die Partnerschaft eine der vorrangigen Ziele. Kein Glück ist größer als das wiedergefundene, keine Enttäuschung größer als die wiederholte. Darin wird Montauk zum Menetekel. 

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