Retrospektive: »Algol« (D 1920) – Rien ne va plus

Tja. Eigentlich hätten Sie jetzt einen Text von mir über Hans Werckmeisters »Algol. Tragödie der Macht« vor sich, der hier mit Live-Klaviermusik gezeigt wird. Aber die Berlinale will nicht, dass Sie etwas von diesem Film erfahren. Die Berlinale nämlich vergibt an Akkreditierte ganz gerne mal vergiftete Geschenke. Beispielsweise: Freier Zugang im Zeughauskino mit Akkreditierung, ohne Karten holen zu müssen. Hört sich super an. Klappt aber seit Jahren nicht. Denn in den nicht einmal kleingedruckten, sondern völlig unausgesprochenen Bedingungen stehet geschrieben: Das gilt nur für die ersten 25 mit Akkreditierungsbadge. Wenn man 30. ist, dann kommt man nicht rein. Kann nix sehen und nix hören und nix schreiben, und Sie gehen leer aus.

Jeder retrointeressierte Akkreditierte weiß es, das Zeughauskino weiß es, die Retroverantwortlichen wissen es – das System funktioniert nicht! Ordentliche Menschen stehen sowieso frühmorgens auf der Matte, um Karten zu holen – da kommt's nicht drauf an, ob ich auch noch fürs Zeughaus Tickets in den Geldbeutel packe. Für die Retrovorfürhungen im Cinemaxx 8 muss ich ja auch Karten haben. Allein: Fürs Zeughaus KANN ich keine holen. Und darf nicht rein, auch wenn ich ne halbe Stunde eher da bin. Weil die Leute gerne Stummfilm mit Livemusik haben.

(Wobei nebenbei das Zeughaus ohnehin kurios ist: Einlass war zehn Minuten nach offiziellem Filmstart, weil die den Pianisten gesucht haben und nicht wussten, dass der an dem stillen Örtchen ist, wo Musikerfürsten zu Fuß hingehen, hihihi.)

Naja, es geht mir ja gar nicht um den Film. Kollege W. meint, das sei schon sehr speziell und ohnehin nicht so dolle. Das wirklich fiese ist: Was soll man auf der Berlinale machen, wenn man plötzlich vom Festivaldirektor persönlich zwei freie Stunden geschenkt bekommt, in denen kein Film und kein gar nichts lockt? Man stirbt vor Langeweile. Oder man bloggt.

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