Perspektive Deutsches Kino: »Die Tochter«

»Die Tochter« (2017). © Fabian Gamper

Schwarzer Sand und aufgeschäumtes Meer, glattgeschliffene Küstenwände, heller Sonnenschein: Die Trauminsel in der Ägäis zeigt sich der kleinen Familie um Vater Jimmy und Mutter Hannah von seiner besten Seite. Doch dieser Tag ist für die fünfjährige Luca ein dunkler. Hannah erklärt ihr, dass Jimmy nach dem Urlaub ausziehen wird – Mama und Papa haben sich nicht mehr lieb.

Zwei Jahre später. Die kleine Luca wohnt mit ihrer Mutter in der Familienwohnung und ein potenzieller Käufer für das Ferienhaus scheint gefunden zu sein. Ein letztes Mal fliegen die Drei zum idyllischen Haus um es auf Vordermann zu bringen und von altem Ballast zu entrümpeln.  Bei den Aufräumarbeiten kommen sich Hannah und Jimmy wieder näher und eine Wiedervereinigung der Familie scheint in Aussicht. Die siebenjährige Luca hat sich in den beiden Jahren der Trennung jedoch ganz auf ihren Vater fixiert. Nun duldet die Kleine ihre Mutter nicht mehr im Familienverbund und wehrt sich mit Händen und Füßen gegen die Versöhnung. Für alle drei beginnen Tage der Annäherung und Zuneigung, aber auch der Zurückweisung und Verletzung, bis das Ringen um die Familienkonstellation entschieden ist.

Beeindruckende Bilder der von der See geprägten Küstenlandschaft und des malerischen Dorfes stehen im Film dunklen Szenen der Angst und der Bedrohung gegenüber, welche die Träume Lucas bestimmen. Animierte Zwischensequenzen des menschlichen Herzens zeigen überdeutlich den Schmerz der Gesamtsituation. Ein schimmernder Schutzkreis soll die Verlustängste zum Ausdruck bringen. Dieser Spielerein hätte es in Mascha Schilinskis Abschlussfilm nicht bedurft. Die Symbolik der kleinen Dinge wie der Haarklemme, mit der das kleine Mädchen in den emotional aufwühlenden Momenten spielt, reicht hier völlig aus. Immer wieder bohrt sie die Plastikstifte in ihren Arm – als habe sie noch nicht realisiert, dass zu festes Klammern wehtun kann. Auch die Artikulation der Verlustängste ist im Verlauf des Films auffallend redundant. Ein Vertrauen auf das Spiel der tollen Kinderdarstellerin Helena Zengel reicht hier völlig. Immer wieder wird zeigt ihr Gesicht mit den strahlend blauen Augen und ihr Blick auf das Geschehen die Ängste um ihren Vater und die Wut auf die Mutter.

Der auf nur drei SchauspielerInnen reduzierte Film fokussiert das Familien-Ensemble und fragt auch den Zuschauer: Sollen der kumpelhafte Vater und die sprunghafte Mutter überhaupt wieder zusammenfinden?

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