Berlinale-Eröffnungsfilm: »Django«

»Django« (2017). © Roger Arpajou

Die Berlinale eröffnete mit einem Biopic, das keins sein wollte. Bei »Django«, so sagte Regisseur Etienne Comar über sein Regiedebüt, habe er sich auf zwei Jahre konzentriert, auf die letzten beiden Jahre der Besatzungszeit im Frankreich des Zweiten Weltkrieges. Dadurch konnte er eine Flüchtlingsgeschichte erzählen, konnte die Angst und Not von Menschen schildern, die um ihre Zukunft bangen. Außerdem stand Django Reinhardt und mit ihm alle Sinti für eine verfolgte Gruppe, die ihre Identität maßgeblich aus der traditionellen Musik beziehen. Soweit so gelungen.

Schneebedeckte Bilder entstehen dabei, ein Mensch, der einst im Feuer verletzt wurde kämpft sich nun über weiße Berge. Wo er schließlich landet, bleibt zwar offen, doch jeder Zuschauer sieht die Schweiz förmlich vor sich. Liest man nun nach, was im Leben von Django Reinhardt wirklich passierte, findet man folgende Fakten: Reinhard wollte sich vor den deutschen Rassisten in die Schweiz retten, wurde an der Grenze abgewiesen und lebte in der Folge relativ sicher in Paris. Seine Berühmtheit schützte ihn, vielleicht auch die Tatsache, das Goebbels seine Virtuosität mit nur zwei Fingern auf dem Griffbrett der Gitarre bewunderte.

Bei einer filmischen Umsetzung eines Lebens fragt man nicht nach Wirklichkeit, sondern schaut auf die Wahrhaftigkeit der Erzählung. In »Baader« wurde Andreas Baader auch auf offener Straße erschossen. Hier aber bleibt vieles merkwürdig unklar. Es sei wenig bekannt aus dieser Zeit, sagte Comer bei der Pressekonferenz, er habe viel gelesen und mit Zeitzeugen gesprochen. So ist er zu seiner eigenen Wahrheit gekommen. Ähnlich wie bei dem »Requiem für die Zigeunerbrüder«, dessen Partitur verloren ging und das am Schluß so ganz anders erklingt als Django Reinhardts sonstige Musik. Doch hier wird erwähnt, wie es zustande kam, und es ist auch Thema in den Kritiken. Das die Lebensumstände womöglich ganz andere waren, jedoch nicht. Dabei gewinnt der Film nur durch die Abwandlung seine allegorische Kraft.

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