Später Einstieg

»Havarie« (2016). © pong

Selbe Prozedur wie jedes Jahr: Während am Potsdamer Platz die roten Teppiche ausgerollt werden, sitzt wir Autoren. zu Hause am Schreibtisch und versuchen, vielschichtige, mitreißende, bereichernde, und ja, manchmal auch langweilige und missglückte Filme in viel zu wenige dürre Zeilen der Einführungsüberblicksartikel zu quetschen.

Später Blog-Einstieg also wieder auch deswegen. Aber jetzt sind zwei Überblicksartikel fertiggetippt und abgeschickt. Und die Eröffnungsveranstaltung ist vor ein paar Nächten als TV-Hintergrund mitgelaufen: Freude dabei über eine gestandene und schlagfertige Jurypräsidentin wie Meryl Streep. Irritiert, dass eine eigentlich erwachsene Person wie A. E. sich nicht zu schade ist, eine Klein-Mädchen-Prinzesinnen-Schleppe über die Bühne zu schleifén. Und etwas unsicher, ob es nun gut ist oder schlecht, dass unser lustiger Wowibär durch einen Mann ersetzt wurde, der den Charme eines Lageso-Beamten versprüht, dafür aber deutliche politische Worte findet.

Im Fernsehen (ja, ich tue nur so, als würde ich arbeiten, sitze aber eigentlich nur vor der Glotze….) in der Sendung Aspekte erstaunlicherweise auch der Filmemacher Philip Scheffner zu Gast, wo er kluge Sachen erzählt zu einem der gleich zwei Filme (»Havarie«) , mit denen er dieses Jahr im Forum ist und der in den drei Jahren seiner Produktion von den Ereignissen im Mittelmeer überholt wurde. Denn es gab die mit zu vielen Menschen besetzten auf dem Wasser treibenden Schlauchboote auch schon damals, wie auch der Film zeigt, den Scheffner damals im Internet fand und für seinen Film von wenigen Sekunden auf 93 Minuten aufblies. Zur ikonischen Chiffre für das Leid der Flüchtlinge wurden sie aber erst später. Deswegen musste er, erzählt Scheffner, das Tonkonzept für seinen Film grundlegend umbauen.

Interessant denkt die Zuschauerin und rechnet (wohl naiverweise) damit, es würde jetzt zur Erklärung vielleicht mit einem Ausschnitt etwas ins Detail des nicht ganz einfachen Films gehen:  Und hofft: Gibt es entgegen allen Vorurteilen doch noch intelligente Filmberichterstattung im Fernsehen? Lange währt die nicht. Denn da ist das Gespräch mit einem abschließenden emotionalisierenden Statement von Tobias Schlegl auch schon vorbei und mit bombastischen Worten wird ein Interview mit Michael Ballhaus eingeleitet. Also doch am besten heute abend um 19 Uhr ins Delphi gehen, um »Havarie« zu sehen und Philip Scheffner dort im sicherlich ausführlicheren Filmgespräch zu erleben.

Aber erstmal wird die Tasche für die Reise zum Potsdamer Platz gepackt, wo die Pressevorführungen des Forums im Cinemax 6 dieses Jahr freundlicherweise bis in den Abend verlängert wurden.

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