Sie kamen, sie sahen und sie waren entzückt

Joel & Ethan Coen am Set von »Hail, Caesar!« (2015)

Der Berlinale-Eröffnungsfilm ist ja meistens ein Versprechen, von dem man weiß, der Wettbewerb wird es nicht halten. Hier brillieren große Stars, oft in leichten Rollen, ohne die Schicksalsschwere einer wirklichen Welt. Hier feiert das Kino sich selbst, man atmet noch mal durch und stürzt sich dann hinein, in das was man so Berlinale nennt. 

In diesem Jahr aber gilt dies gleich mehrfach. Die Coens allein sind ja schon vielversprechend. Wenn ich sage, sie haben noch keinen schlechten Film gemacht, ernte ich selten Widerspruch. Sie bringen Stars mit nach Berlin, allen voran George Clooney, aber auch Frances McDormand, Tilda Swinton, Josh Brolin, Ralph Fiennes und Scarlett Johansson. Am Ende gut und gerne mehr Promipower als in allen verbleibenden Wettbewerbsfilmen zusammen. Und dann ist »Hail, Caesar!« eine wunderbare, satirische Hommage an das Kino der 50er Jahre, an jenen ungebrochenen Ernst mit dem man behauptete, Information, Engagement und Unterhaltung gleichermaßen zu bieten. Aber die Coens argumentieren aus der Position der Enkel, als Autorenfilmer, die begannen, als Peter Fonda, Peter Bogdanovich, Dennis Hopper und viele andere längst mit dem Studiosystem aufgeräumt hatten. Heute sind sie ebenfalls Stars, genießen ihre Macht im System, das noch immer weit davon entfernt ist ein demokratisches zu sein. Deshalb gibt es bei allem Spott in »Hail Caesar!« auch diesen Ton der Bewunderung. Beim Wasserballett zum Beispiel, oder in den Szenen akrobatischer Wild-West-Persiflage. Und dann gibt es auch die politische Ebene. Arg verzert, und dabei urkomisch. Die große Macht der Studios, die auch mal eben 100.000 $ bezahlen, wenn ihr Hauptdarsteller entführt wird, ist ebenso Fakt, wie die brachiale Kommunistenverfolgung in Hollywood. Die Entführer sind einige kommunistische Drehbuchautoren, denen unser Hauptdarsteller George Clooney hoffnungslos verfällt. Auch ideologisch. Bei der Pressekonferenz wurde er provokativ gefragt, ob er je Mitglied der kommunistischen Partei gewesen sei und sagte mit schelmischem Grinsen, »Haben sie denn keinen Anstand, Sir? Ich weigere mich, darauf zu antworten, das ist mein verfassungsmäßiges Recht. Ich habe 4 Filme mit den Coens gemacht und jedesmal wenn sie mir ein Drehbuch schickten hieß es, Du wirst einen Idioten spielen. Also: Ich habe viel Spaß dabei gehabt mich lächerlich zu machen.«

Wir auch. Denn alles übrige ist guter alter Slapstick, den die Coens so meisterhaft beherrschen, zwischen zickigen Starlets, gierigen Klatschkolumnistinnen und alles kontrollierenden Studiobossen. Und mittendrin wird eine ketterauchende Cutterin fast stranguliert, als sich ihr Schal in der Filmspule verfängt. »Ich sollte beim Schnitt keinen Schal tragen«, sagt sie. Wenn das nicht zukunftsweisend ist. 

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