Schon wieder so bieder

Berlinale Specials: »Den allvarsamma leken«
»Den allvarsamma leken« von Pernilla August

Es könnte so einfach sein: Lydia (Karin Franz Körlof) liebt Arvid (Sverrir Gudnason). Arvid liebt Lydia. Aber weil er kein Geld hat, heiratet sie den reichen, älteren Roslin (Sven Nordin) und Arvid die adrette, aber harmlose Dagmar (Liv Mjönes). Beide Paare kriegen eine Tochter: Marianne und Anne Marie. Einige Jahre später begegnen sie sich wieder und beginnen eine Affäre, die Regisseurin Pernilla August (die Sci-Fi-Fans als Shmi Skywalker aus »Star Wars« bekannt sein dürfte) in furchtbar kitischigen Bildern einfängt. Damit nicht genug tunkt sie ihre Romanze »Den allvarsamma leken« (dt. »Ein ernsthaftes Spiel«) in pausenloses Geschrammel melancholischer Geigen und trauriges Klaviergeklimper.

Das Problem: Es gibt keines. Lydia trennt sich halbwegs gütlich von ihrem Mann, kann sich aber nicht zwischen ihrer Familie, ihren beiden (!) Liebhabern und ihrer Freiheit entscheiden. Währenddessen betrügt Arvid munter seine Frau, will sie aber nicht verlassen. Heute würde man dazu »First World Problems« sagen. Immer wieder begnen sie sich, fühlen sich zueinander hingezogen, stoßen sich voneinander weg und beginnen von vorn. Dabei stürzen die beiden ihr gesamtes Umfeld rücksichtslos ins Unglück. Aber - ach weh! - sie leiden ja so sehr. Am Ende findet eine Sonnenfinsternis statt. Vielleicht das beste Symbol dafür, den Blick abzuwenden.

Dabei hat der 130-Minuten-Film sogar eine interessante Liebesgeschichte zu erzählen: Arvids Chefredakteur Markel (Michael Nyqvist) fragt nach Jahren der Einsamkeit seine Sekretärin, ob sie mit ihm essen gehen will. Sie sagt verlegen zu und lächelt danach schüchtern. Das dauert 20 Sekunden und ist besser als das ganze vor Biederkeit nur so triefende Gesülze davor. Es könnte so einfach sein.

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