One Day, Baby

»24 Wochen« (2016). © Friede Clausz

Der erste Sonntag der Berlinale war der Tag des Babys. Drei Filme liefen im Wettbewerb, die umsichtig auf eine feine Steigerung abzielten, was das Kinderkriegen angeht. In dem ersten, »Letters from War«, nach dem Roman »Leben, auf Papier beschrieben. Briefe aus dem Krieg« von dem portugiesischen Schriftsteller Antonio Lobo Antunes, befindet sich der Vater, ein Militärarzt, im Einsatz in Angola. Fast beschwörend wendet er sich an das zunächst noch ungeborene Kind und schreibt auch später dem Säugling und der Mutter fast flehende Liebes-Briefe. So ermüdend die fast wie eine Litanei klingende Reihe von Liebesbekundungen ist, und die Bilder dem kaum etwas entgegensetzen, so bedeutsam doch das neue Leben mitten im Krieg, das wir zwar nicht zu sehen bekommen, aber trotzdem eine Perspektive vorgibt. 

»Letters from War« (2016)

In dem zweiten, in seiner Dramaturgie wesentlich überzeugenderen Film, geht es um ein Wunschkind, das behindert zu Welt kommen wird, es sei denn die Mutter entschließt sich zu einer Abtreibung. In naturalistischem Stil dokumentiert der einzige deutsche Wettbewerbsbeitrag die Genese einer Entscheidung. Es ist der Hochschul-Abschlußfilm von Anne Zohra Berrached und in seiner reifen Konsequenz deshalb doppelt erstaunlich. Im Film entscheidet sich die Frau für eine Abtreibung. Die Bilder des toten Kindes erspart uns Anne Berrached nicht. Und doch ist ihr »24 Wochen« nicht impulsiv eindeutig, es entsteht keine zweifelsfreie Notwendigkeit. Die Entscheidung bleibt eine enorm schwierige und niemand kann sie aus dem Rationalen heraus fällen. »Was wäre wenn« funktioniert hier nicht.

»Being 17« (2016). © Luc Roux

Und der dritte Film? Da spielt das Baby nur eine ganz kleine, aber nicht minder signifikante Rolle. In »Gerade 17«, Andre Techinés bewegendem Jugenddrama um zwei schwule Oberschüler, wird die Mutter des einen Jungen in der Zeit schwanger, in der er sich seiner sexuellen Identität bewusst werden muss. Er ist adoptiert und schon viele Male ist der Versuch der Mutter, schwanger zu werden, schief gegangen. Doch dieses Mal gelingt es und ein gesundes Mädchen kommt zur Welt. Als lebendes Zeichen dafür, das alles gut werden kann.

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