Best-dressed Contest

Panorama: John Michael McDonaghs »War on Everyone«
»War on Everyone« von John Michael McDonagh

Als John Michael McDonagh vor fünf Jahren »The Guard - Ein Ire sieht schwarz« auf der Berlinale zeigte, müssen einige Zuschauer dehydriert gewesen sein, so viele Lachtränen sind geflossen. Auch bei »War on Everyone«, der im Panorama läuft, war das Gekicher im Publikum groß. Doch jetzt ist klar: McDonagh hat seine rabenschwarze Erfolgskomödie »The Guard« tatsächlich recyclt. Die melancholische Atmosphäre, die irische See und Brendan Gleeson wurden in »Am Sonntag bist du tot« einem neuen Zweck zugeführt. Die rassistischen Sprüche, die blutige Buddy-Action und ein Polizisten-Duo, das weder Freund noch Helfer ist, werden in »War on Everyone« wiederverwertet.

Die beiden Cops Terry (Alexander Skarsgård) und Bob (Michael Peña) halten genauso wenig vom Gesetz wie die Typen, die sie verfolgen. Ihre Methode ist so simpel wie effektiv: Mit dem Auto irgendwo reinfahren, coole Sprüche ablassen und den Bösen mit einem zünftigen Faustschlag die Lichter ausknipsen. The End. Nach der Kakophonie aus rassistischen, homophoben, sexistischen und eigentlich gegen jede Minder- und Mehrheit gerichteten Gags, stellt sich vor allem eine Frage: Wenn wirklich jeder sein Fett weg kriegt, ist das dann noch diskriminierend?

Das eigentlich Grandiose an »War on Everyone« sind ohnehin die Kostüme: Poppig bunte Einstecktücher hängen aus dezenten sandfarbenen Maßanzügen. Ohne schicke Weste geht in diesem Film kein Herr aus dem Haus. Ein schwarzer Kleingangster flieht im violetten Anzug durch eine graue Stadt und bietet ein leichtes, aber stilvolles Ziel. Das legere, mit Rosen bestickte Hemd von Alexander Skarsgård kontrastiert das elegante, beigefarbene Sakko des reichen Bösewichts (nobel, nobel: Theo James), dessen  bordeaux-rote Krawatte zu bordeauxrotem Hemd ein blutiges Shootout geradezu provoziert. Und die obligatorische Klischee-Tunte (Caleb Landry Jones) toppt alles von »A single Man« bis »Zoolander«! Ein best-dressed contest getarnt als Cop-Film.

Dass sich die Macher über die Kleidung hinaus nicht allzu viele Gedanken gemacht haben, verhehlen weder der Film noch die Beteiligten. In einem launigen Q&A nach der Vorführung beantworteten die Hauptdarsteller Michael Peña und Alexander Skarsgård die meisten Publikumsfragen mit fröhlicher »We didn't really care«-Attitüde. Statt Backgroundstorys zu entwickeln habe man lieber ein Bier mit dem Regisseur getrunken. Auf die Frage, in welchem Jahr die Geschichte spiele, antwortete Peña: »I don't think that John even gives a fuck!« So fühlt es sich auch an.

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