Resozialisiert

Action-Regisseur John McTiernan darf wieder Filme drehen

Seit heute ist John McTiernan wieder auf freiem Fuß. Das Bundesgefängnis in Yankton, North Dakota, durfte er bereits am 25. Februar verlassen, nachdem er dort 328 Tage einer einjährigen Haftstrafe abgebüßt hatte. Seither stand er unter Hausarrest und trug eine elektronische Fußfessel, von der er heute befreit wird. Allerdings muss er sich in den nächsten drei Jahren nun regelmäßig bei seinem Bewährungshelfer melden. 

Vielleicht erinnern Sie sich, dass der Regisseur von Jagd auf Roter Oktober und Stirb langsam in die Anthony Pellicano-Affäre verstrickt war. Lars-Olav Beier berichtete im "Spiegel" vor drei Jahren ausführlich darüber. 2002 beauftragte McTiernan den Privatdetektiv Pellicano, Charles Roven abzuhören, den Produzenten seiner Neuverfilmung von Rollerball. Er wurde verurteilt, weil er mutmaßlich am Telefon einen FBI-Beamten belog und dann vor Gericht einen Meineid leistete. Seinen letzten Film Basic drehte er 2003; danach engagierten ihn die Filmstudios nicht mehr, da keine Versicherungsgesellschaft das Risiko tragen wollte. Die Nachricht von seiner Freilassung entnahm ich zwei französischen Tageszeitungen. Die amerikanische Presse hingegen hatte daran nur geringes Interesse. Zehn Jahre vergehen schnell in Hollywood. In Frankreich jedoch gilt er nicht nur als ein versierter Handwerker, sondern als auteur. Nicht von ungefähr geht die Petition "Free McTiernan" auf die Initiative eines französischen Bewunderers zurück. Ein Fan schickte ihm angeblich eine Ausgabe von "Der Graf von Monte Cristo" ins Gefängnis. Das dürfte den Regisseur, der immer wieder vom Aufeinanderprallen unterschiedlicher Kulturen erzählt hat, amüsiert haben.

Tatsächlich muss ihm die Haftstrafe, die er als Gefangener Nummer 43029-11 in Yankton absaß, jedoch schwer zugesetzt haben. Seine Frau berichtete dem britischen "Guardian" von herzzerreißenden Zusammenbrüchen. Er soll 14 Kilo abgenommen haben. Ein Action-Regisseur muss im wahren Leben nicht unbedingt ein harter Bursche sein. In die Zukunft darf der Regisseur mit dem sympathisch pockennarbigen Gesicht allerdings voller Zuversicht blicken. Noch in diesem Frühjahr sollen in Alabama die Dreharbeiten zu seinem nächsten Film beginnen. Er trägt den Titel "Red Squad" und handelt von einem rücksichtslosen (gewiss, für "rogue" existieren auch andere Übersetzungsvarianten) DEA-Beamten, der eine Truppe von Söldnern engagiert, um in Mexico einen Drogenbaron unschädlich zu machen. Auf dem European Film Market der diesjährigen Berlinale hat die Produktionsfirma "Hannibal Classics" offenbar schon Vorverkäufe in diverse Länder verbuchen können. In einer hübschen Volte nannte die französische Presseagentur AFP Charles Roven als Produzenten des Films, was aber ein Missverständnis war. (Die Agentur verortete Yankton zudem in South Dakota – ein Fehler, der auch dem Branchenblatt "Variety“ unterlief, deren Redakteuren man doch etwas mehr Ortskenntnis zugetraut hätte). Ich bin gespannt, was McTiernan aus dem Stoff macht. Wenn Sie sich noch einmal vergewissern wollen, zu welch bravourösen Action-Filmen er einmal fähig war, können Sie das am 13. April auf arte tun. Dann läuft zur besten Sendezeit „Jagd auf Roter Oktober."

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