Der folgende Artikel stammt aus dem epd-Archiv, wir bitten die reduzierte Darstellungsweise zu entschuldigen
  Die Filme des Filmfestival Max Ophüls 2007 thematisieren das Heimische und das Fremde


© Kinowelt

Das Filmfestival Max Ophüls Preis rückt näher: Vom 15. bis 21. Januar 2007 wird Saarbrücken wieder Schauplatz der 28. Auflage des Festivals sein. Der Wettbewerb umfasst dieses Jahr insgesamt 16 Filme u.a. „Der letzte macht das Licht aus“ von Clemens Schönborn, „Exile Family Movie“ von Arash T. Riahi, „Faustrecht“ von Bernhard Weber und Robi Müller sowie „Full Metal Village“ von Sung-Hyung Cho. In den Kampf um den Max-Ophüls-Preis ziehen dieses Jahr unter anderem „Preußisch Gangstar“ und „Große Lügen!“. „Preußisch Gangstar“ der Regisseure Bartosz Werner und Irma-Kinga Stelmach erzählt die Geschichte von drei Jugendlichen in einem brandenburgischen Dorf, die versuchen, der Perspektivlosigkeit zu entfliehen. Der eine möchte Rapper wären, der andere einen Club eröffnen. Obwohl sie von ihren Eltern nach besten Willen unterstützt werden, zeigt sich bald eine unüberbrückbare Differenz zwischen den Generationen. Jany Tempels Film „Große Lügen“ schildert die Suche der dreißigjährigen Devi nach ihrer Jugendliebe Jonny Miller, mit der sie einst eine WG teilte. Da sie ihn in New York wähnt, beschließt sie, ihn dort ausfindig zu machen.

Neben dem Wettbewerb geben mehrere Reihen Einblick in ganz unterschiedliche Themen.

Die Schwerpunktreihe „Heimatfilme“ führt die Bandbreite der Filme vor, die sich mit dem Begriff der „Heimat“ auseinandersetzen. Neben dem klassischen Heimatfilm der Fünfziger Jahre – vertreten durch „Wenn die Alpenrosen blüh´n“ – werden auch neuere Produktionen wie „Vergiss Amerika“ und „Alice in den Städten“ gezeigt. Des Weiteren konnte Edgar Reitz als Ehrengast gewonnen werden, der sein Werk „Heimat – Fragmente“ (Foto) vorstellt: In etwa 40 bisher unveröffentlichten Szenen aus der vorangegangenen Heimat-Trilogie berichtet Edgar Reitz’ filmischer Rückblick von einer jungen Frau, Lulu, und ihrer Suche nach etwas, das sie die „alte Zukunft aus Kindertagen“ nennt.

Die Reihe „Spektrum“ greift herausragende Produktionen des Produktionsjahres 2006 auf. Unter anderem wird der tschechische Film „Das Fräulein“ vorgestellt. Die ostdeutschen Kinderfilme der DEFA sind Thema der alljährlichen Festivalreihe „MiniMax – Kino für Kinder“: Ehemalige Filmschaffende und Kinderstars der DEFA berichten den kleinen Festivalteilnehmern von ihren Eindrücken am Set.

In den anderen Reihen steht das Ausland und das Fremde im Mittelpunkt: „Islam im Film“ versucht die universellen Werte und kulturellen Unterschiede zwischen den Gesellschaften des Orient und des Okzidents deutlich zu machen. Produktionen wie Romuald Karmakars „Hamburger Lektionen“, die sich mit islamischer Tradition und Moderne befassen, laden hier zu einer kritischen Reflexion ein. „Histoires Vrais“ lautet der Titel der Reihe, die sich – ganz im Zeichen der Kulturhauptstadt Europas 2007 – mit der Großregion Luxemburg auseinandersetzt. In deutscher Erstaufführung ist Laurent Achards „Le dernier des fous“ zu sehen, der von der Auflösung einer Familie in der nordfranzösischen Provinz erzählt. Allein der zehnjährige Sohn Martin versucht die Situation zu lösen.

Mit den Problemen der französischen Migrationspolitik befasst sich die Reihe „Transit: Frankreich“ unter dem Motto „Parallelgesellschaften“: Konflikte bei und im Zusammenhang mit der Identitätsbildung werden in vier Filmen aufgearbeitet. Weiter zeigt die Reihe kurz vor dem offiziellen Filmstart Xavier Gianollos „Chanson d´amour“: Der Film erzählt die Geschichte eines gealterten Chansonssängers (Gerard Dépardieu), der sich in die junge Immobilienmaklerin Marion (Cécile de France) verliebt.

epd Film 1/2007