Der folgende Artikel stammt aus dem epd-Archiv, wir bitten die reduzierte Darstellungsweise zu entschuldigen
  Trennung mit Hindernissen

Jennifer Aniston und Vince Vaughn im Rosenkrieg

© Fotos: UIP

Mit Filmvorspännen ist das so eine Sache: spätestens seit Saul Bass wissen wir, dass sie im besten Fall Thema und Stimmung der folgenden Geschichte komprimieren. So gesehen möchte man während des Vorspanns zu der Liebeskomödie Trennung mit Hindernissen am liebsten sofort das Kino verlassen: Da wird man über mehrere Minuten mit einem der abgedroschensten Klischees romantischer Komödien bombardiert – nämlich den „witzigen Schnappschüssen“, die das glückliche Paar in allerlei „charmanten“ Alltagssituationen zeigen. Im Film selbst geht es dann weiter mit längst totgeglaubten Klischees wie dem „lustigen Schwulen“ und provinziellen Gags über angeblich unverständliche moderne Kunst. Und das glückliche Vorspannpaar Gary (Vince Vaughn) und Brooke (Jennifer Aniston), er ein bodenständiger, eher einfach gestrickter Touristenführer, sie eine bürgerlich-intellektuelle Galerie-Angestellte, verwickelt sich nach der überstürzten Trennung in einen Rosenkrieg um die gemeinsame Eigentumswohnung.

Aber gerade wenn man als Zuschauer zu dem schnellen Urteil kommt, dass Regisseur Peyton Reed nach seiner mäßigen Doris-Day-Sechziger-Jahre-Hommage Down With Love nun auch noch sämtliche Hollywood-Klischees der frühen Neunziger recycelt, schlägt das Ganze eine unerwartete Richtung ein. Denn irgendwie will sich die angekündigte Witzigkeit nicht recht einstellen. Die Schikanen, mit denen Gary und Brooke sich gegenseitig demütigen, haben stets etwas Trauriges. Je länger der Film dauert, desto nachdrücklicher konterkariert er die üblichen Comedy-Muster, nach denen jede Bösartigkeit in der Liebe irgendwie auch lustig ist. Ganz ähnlich wirkt die Zeichnung einiger Nebenfiguren. Garys attraktiver Aufreißer-Bruder Lupus etwa ist kein lässig-derber Lebemann, sondern ein vulgäres Ekel. Im Grunde ist Trennung mit Hindernissen keine Komödie über Beziehungen, sondern mit all seinen schrägen, verletzten Figuren ein melancholisches Panoptikum urbaner Einsamkeit. Nicht zufällig mündet Garys und Brookes Trennung in die Einsicht, dass sie nie wirklich ein Leben zu zweit, sondern über Jahre nebeneinander hergelebt haben. Aus dieser Sicht passt es dann auch, dass Vince Vaughn (der immer mehr aussieht wie ein amerikanischer Stefan Raab) und Jennifer Aniston kein sehr überzeugendes Paar abgeben. Speziell mit Blick auf den Anfang kann man bis zum Schluss zwar nie ganz sicher sein, ob das alles von Peyton Reed nun wirklich so beabsichtigt war. Aber letztlich ist das natürlich völlig egal, denn es funktioniert überraschend gut.

Kai Mihm

Was auf den ersten Blick aussieht wie eine stromlinienförmige Liebeskomödie, entwickelt sich zu einem melancholischen kleinen Film über Einsamkeit und Beziehungsprobleme in der Großstadt.

The Break-Up
USA 2006. R: Peyton Reed. B: Jeremy Garelick, Jay Lavener. P: Vince Vaughn, Scott Stuber. K: Eric Edwards. Sch: David Rosenbloom. M: Jon Brion. T: John Prichett. A: Andrew Laws, David Sandefur. Ko: Carol Oditz. Pg: Universal/Wild West/Show. V: UIP. L: 106 Min. FSK: 6, ff. Da: Vince Vaughn (Gary Grobowski), Jennifer Aniston (Brooke Meyers), Joey Lauren Adams (Maddie), Cole Hause (Lupus Grobowski), Jon Favreau (Johnny O), Jason Bateman (Riggleman), Judy Davis (Marilyn).

epd Film 8/2006



Start: 10.8. (D, CH), 11.8. (A)